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16.01.2023

Bob: Vierfach-Triumph der deutschen Zweier-Damen und Vierer-Männer!

• Viermal Gold am WM-Abschlusstag
• Maureen Zimmer und Nico Semmler Junioren-Weltmeister
• Laurin Zern vom Königssee U23-Champion
• 19 WM-Medaillen für den BSD insgesamt

Die Deutsche Bob-Nationalmannschaft in Winterberg.
© Bildnachweis: Dietmar Reker

Winterberg (bsd, hb/15.01.2023) Am dritten und letzten WM-Tag im Hochsauerland gab es nochmal acht Medaillen für den Bob- und Schlittenverband Deutschland (BSD), darunter viermal Gold.

Elf Schlitten aus sechs Nationen begaben sich zum Start des Zweierbob-Rennens der IBSF Junioren-Weltmeisterschaft bei den jungen Damen, darunter vier U23-Pilotinnen sowie vier gelbe BSD-Sportgeräte: Maureen Zimmer (BSC Sachsen Oberbärenburg/Eintracht Frankfurt) mit Lauryn Siebert (BSC Winterberg), die Lokalmatadorinnen Charlotte Candrix (TuS Hachenburg) und Cynthia Kwofie (BSC Winterberg), Diana Filipszki (WSV Königssee) mit Debütantin Marijana Herrmann (SC Potsdam) sowie Lena Böhmer (TV Gladbeck) mit Leonie Kluwig (SCC Berlin).

Los ging‘s gleich mit einem bösen Sturz: Riley Compton und Sydnie Martindale aus den USA konnten ihren Schlitten selbstständig, aber nicht ohne Blessuren verlassen. Jeder Vorfall dieser Art zog an diesem Wochenende automatisch eine Fünf-Minuten-Unterbrechung nach sich. Es blieb nicht bei diesem einen Malheur, die Belgierinnen Kelly van Petegem/Dora de Haseleer kippten ebenfalls um, kurz vor dem Ziel, erreichten dieses mit einer noch guten Zeit als zunächst Fünftplatzierte (+ 1,20). Das gleiche passierte den US-Mädels Kaysha Love/Jestena Mattson, Rang 7 (+ 1,39).

Deutsche Pilotinnen dominieren
Nach Lauf eins gab es eine deutsche Vierfach-Führung: Zimmer/Siebert vor Candrix/Kwofie (+ 0,41), Böhmer/Kluwig (+ 0,51) und Filipszki/Herrmann (+ 0,74). Aufgrund der vielen Sturz-Unterbrechungen musste Lokalmatadorin Lena Böhmer mit Leonie Kluwig mit der letzten Startnummer (11) lange warten, kompensierte diese Aufreger aber gut mit der zweitbesten Startzeit bislang – somit rutschten Filipszki/Herrmann noch vom Halbzeit-Podest.

Der zweite Durchgang begann wie der erste: Riley Compton und Sydnie Martindale stürzten exakt an der gleichen Stelle, rutschten wieder ins Ziel und landeten am Ende auf dem 11. und letzten Rang. Spektakulär machten es erneut die Belgierinnen van Petegem/de Haseleer: Zweimal zur Seite gekippt, beide Male wieder auf die Kufen gekommen – Platz 8 (+ 2,91), die Pilotin verletzte sich dabei leicht.

Für die deutschen Damen lief’s unter den Augen von IBSF-Präsident Ivo Ferriani top – Vierfach-Triumph: Zimmer/Siebert ließen nichts anbrennen, schnappten sich WM-Gold, souverän mit stolzen 85 Hundertstel Vorsprung auf Böhmer/Kluwig, die sich noch auf Rang 2 verbesserten. Candrix/Kwofie (+ 0,92) fielen damit folglich zurück, feierten mit Platz 3 gesamt jedoch den Sieg in der U23-Wertung. Mit Rang 4 (+ 1,33) mussten am Ende Filipszki/Herrmann vorliebnehmen.

Die große Championsdame des Wochenendes in Winterberg, Maureen Zimmer, strahlend am BSD-Mikro: „Es ist unfassbar. Freilich war es wieder das ganz große Ziel. Wenn man es dann wirklich geschafft hat, ist es nochmal was ganz anderes. Weil man so hart daran gearbeitet hat. Wir sind mehr als glücklich. Jetzt fahren wir zur WM, das ist noch gar nicht so richtig bei uns angekommen – es ist pure, unfassbare Vorfreude.“ Anschieberin Lauryn Siebert lobte ihre Pilotin: „Maureen macht am Start so einen Druck. Das macht einfach nur Spaß, wenn man immer derart auf Tempo kommt.“

Lena Böhmer: „Ich kann diesen 2. Platz selbst gar nicht glauben. Es ist schon verrückt, dass ich hier überhaupt mitfahren durfte. Und jetzt eine Medaille, das ist Wahnsinn. Meine Familie hat mich heute das erste Mal live gesehen, einfach super-schön, das macht einfach nochmal die letzten Prozent aus.“

Fünf unter den Top-Sechs
Zehn Viererbobs aus fünf Nationen bestritten das Finale dieser Junioren-WM in Nordrhein-Westfalen, darunter die Hälfte aus Deutschland: Nico Semmler (BRC Ilsenburg/Harz), Oliver Peschk, Rupert Schenk und Marvin Paul (alle SC Potsdam), Maximilian Illmann (BSC Sachsen Oberbärenburg), Henrik Proske (WSV Königssee), Felix Dahms und Tim Becker (beide Mitteldeutscher SC Magdeburg), Adam Ammour, Benedikt Hertel, Nick Stadelmann (alle BRC Thüringen) und Ole Fiedler (SC Potsdam), Laurin Zern (WSV Königssee), Jörn Wenzel, Tim Kesseler (beide BSC Sachsen Oberbärenburg) und Marvin Orthmann (BSC Winterberg) sowie Hans-Peter Hannighofer, Christian Röder (beide BRC Thüringen), Paul Hensel (SC Potsdam/WSV Königssee) und Eric Leypold (BRC Thüringen).

Außergewöhnlich mutete der Start-Wunschsong von Adam Ammour und seinem Team an: „Bury The Light“ von Casey Edwards – Renn-Moderator Willi Willmann erfüllte den Wunsch selbstverständlich. Nach Lauf gestaltete sich die Ergebnisliste in der Veltins EisArena wie folgt: Eine deutsche Dreifach-Führung sah Favorit Nico Semmler mit seinem Team auf der Eins, gefolgt von Junioren-Zweierbob-Weltmeister Adam Ammour nur vier Hundertstel dahinter, auf Rang 3 Maximilian Illmann (+ 0,35), der am Vortag angekündigt hatte, dass für ihn nur der Sieg zählt. Hinter dem Schweizer Timo Rohner (+ 0,50) rangierte Hans Peter Hannighofer (+ 0,52) als Fünfter noch in Reichweite des Podests – „nur“ 17 Hundertstel hinter Rang 3. Als Halbzeit-Sechster führte Laurin Zern (+ 0,61) die U23-Wertung an.

Ein Favoriten-Sieg
In Durchgang zwei schnappte sich Laurin Zern mit seinem Trio und Gesamtrang 6 (+ 1,14) gleich mal souverän U23-Gold vor den Österreichern mit Pilot Markus Kaiser (+ 0,62) – Junioren-Weltmeister-Titel also für den 22-Jährigen vom Königssee wie schon gestern im Zweier. Für die vier folgenden Schlitten lief’s perfekt: Denn Hans Peter Hannighofers Team konnte den Schweizer Timo Rohner (5./+ 0,78) noch um drei Hundertstel überholen und wurde Vierter (+ 0,75). Ganz vorn änderte sich nichts mehr: Favorit Nico Semmler holte sich souverän den Titel (U26) vor Adam Ammour (+ 0,15) und Maximilian Illmann (+ 0,31).

Nico Semmler, der am Vortag meinte, hier nicht angereist zu sein, um Zweiter zu werden und nun zur WM „der Großen“ nach St. Moritz darf, bilanzierte seinen Sieg wie folgt: „Es war mit Ansage, ja, aber nicht leicht. Die Bahn stand im unteren Teil schwierig, wir haben uns sehr schwer getan – mit einem Fast-Sturz schon im Training. Am Ende war’s wirklich ein enges Rennen mit Adam, der am Start super performt hat – da konnten wir nicht mithalten, da wäre deutlich mehr drin gewesen. Aber natürlich sind wir total froh, dass es geklappt hat.“

Maximilian Illmann: „Wir wollten nicht auf Platz 3, das ist schade. Man muss sagen, dass die anderen besser waren, vor allem am Start deutlich stärker. Der erste Lauf war von Nico und Adam einfach Zucker. Wir haben es im ersten Lauf in der Bahn liegenlassen, im zweiten waren wir am Start zwei Hundertstel besser, aber immer noch deutlich zu langsam. Während der Fahrt haben wir dann alles getroffen, haben gesehen, dass wir hier mithalten können – mit Laufbestzeit.“

Eine bunte Truppe
U23-Weltmeister Laurin Zern meinte zu seinem Wettkampf: „Es war richtig gut, wir hatten uns ja einen Top-Sechs-Rang vorgenommen. Es hat funktioniert, der Start war gut. Die Abstände nach vorn sind nicht so extrem, wir können wirklich zufrieden sein. Wir sind ja eine bunt zusammengewürfelte Truppe, hatten jetzt mit diesen zwei Rennläufen insgesamt nur vier gemeinsame Fahrten. Daher hat‘s heute absolut gepasst.“

Die deutschen Skeleton- und Bob-Piloten schlossen diese Junioren-WM mit sagenhaften 19 Medaillen ab: Neunmal Gold und je fünfmal Silber und Bronze. Bundestrainer Andreas Zschocke: „Das ist natürlich alles sehr positiv für uns gelaufen. Wir haben am zweiten Tag ebenfalls alles abgeräumt, was wir abräumen konnten. Eine extrem geschlossene Teamleistung in allen Bewerben, ich bin dankbar und stolz.“

Für die Männer der Europacup-Truppe geht’s jetzt direkt weiter nach Sigulda, für die Damen erstmal nach Hause. Im Februar gibt’s dann EC-Abschluss wieder in Winterberg, dazwischen die WM in St. Moritz mit allen deutschen Junioren-Weltmeister/-innen.

– Fotos: Sportpresse Reker
– Text: Hans-Joachim Bittner



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